Zusatztipps und Sonderfälle

Nadelhölzer

Nadelhölzer haben im Frühholz eine sehr schwammige Struktur. Hierdurch kann es vorkommen, dass auch nach drei Ölgängen noch das Frühholz matt und stumpf erscheint, während das Spätholz bereits seidig glänzt. Dann muss eben (nach entsprechender Trocknung!) ein weiteres Mal geölt werden.


Porige Hölzer

Porige Hölzer wie Eiche, Nussbaum, aber auch Kirsche, können folgenden unerfreulichen Effekt bewirken: Einzelne Poren, feine Risse oder Fugen füllen sich mit Öl, welches später während des Trockenprozesses herausgedrückt wird. Dann bildet sich ein kleiner nasser Ring um die jeweilige Stelle, der abgewischt werden muss. Das kann unter Umständen noch passieren, wenn der Rest der Fläche bereits staubtrocken ist, also noch nach 12-24 Stunden. Solange das ausgepresste Öl noch frisch ist, lässt es sich problemlos abwischen. Wird es aber erst am nächsten Tag bemerkt, ist es zu spät und muss abgeschliffen werden. Einem Möbel in Nussbaum würde ich die abschließende Ölung morgens geben und über Tag immer mal wieder die Fläche kontrollieren, ob nichts ausgeschwitzt wird.


Auf Glanz polieren

Jede geölte oder gewachste Fläche kann nach der Trocknung noch poliert werden, um den Glanz zu verstärken oder zu egalisieren. Dazu wird mit einer Bürste oder einem abriebfesten trockenen Lappen, von Hand oder mit der Maschine, in Faserrichtung poliert. Aber Vorsicht: Polieren erhöht den Glanz, kann aber auch dazu führen, dass (besonders bei dunklen, fein gemaserten Hölzern) Unregelmäßigkeiten der Fläche stärker ins Auge fallen.


Geruch

Alle Öle riechen mehr oder weniger stark. Auch nach dem Trocknen behält das Möbel lange Zeit einen gewissen Duft, den die meisten Menschen auch als angenehm empfinden. Üblicherweise lässt dieser Duft nach Wochen und Monaten so weit nach, dass er nicht mehr wahrnehmbar ist.

Unter bestimmten Bedingungen kann aber ein eher unangenehmer, nicht nachlassender Geruch entstehen, der auch auf die in Schränken aufbewahrten Dinge übergeht: Wenn die Arbeitsgänge der Oberflächenbehandlung schnell hintereinander erfolgen, das Möbel danach auch sofort aufgebaut und verschlossen wird, dann kann im Innenbereich eines Schrankes ein etwas ranziger, muffiger Geruch entstehen, der auch nach Jahren (kenne einen Fall mit 15 Jahren!) noch als unangenehm wahrgenommen wird. Auch durch tage- und wochenlanges Lüften geht dieser Geruch nicht mehr weg. Die Theorie erklärt das damit, dass unter Sauerstoffmangel zwar noch gerade eben die Aushärtung erreicht wurde, aber bestimmte Anteile des Öles in einer Nebenreaktion „aliphatische Aldehyde und Carbonsäuren“ bilden, welche so fies riechen.

Zur Vermeidung kann man folgendes tun:
1) Trockenzeiten länger als minimal nötig halten. Besonders nach der ersten Ölung, bei der am meisten Öl aufgenommen wird, lieber 2-3 Tage warten und für besonders gute Lüftung sorgen.
2) Möbelinnenseiten, Rückwände und Einlegeböden werden im allgemeinen nicht strapaziert. Deshalb müssen diese Flächen sich nicht mit Öl voll saugen. Einfaches Einölen (Methode "Standard") reicht hier immer.
3) Alternativ zur Ölung kann im Möbel innen auch gewachst werden. Und als Grundierung verwenden wir mittlerweile unter Wachs einen "Schnellschleifgrund" auf Wasserbasis oder (besonders auf Beizen) einen Schellack-Anstrich. Der Schellack hat zwar als Lösemittel Alkohol, deshalb muss für sehr gute Belüftung bei der Verarbeitung gesorgt werden. Aber nach der Trocknung ist die Fläche praktisch geruchsfrei, wie auch beim Schnellschleifgrund.

(zurück zum Inhaltsverzeichnis)